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Panem, Spiele und Lidl

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Jedes Jahr gibt es am Freitag nach Thanksgiving den sogenannten Black Friday, er gilt “als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison”.

Viele Geschäfte und Onlineshops bieten um diesen Tag herum teilweise immense Rabatte auf einige Artikeln, häufig Unterhaltungselektronik. Vor ein paar Jahren schwappte dieses “Fest” des Konsums auch nach Europa über. Seitdem shoppen nicht nur die Menschen in den Vereinigten Staaten von Amerika am Freitag nach Thanksgiving, auch Europäer, die damit eigentlich relativ wenig am Hut haben, gehen auf Einkaufstour.

Da oft nur eine begrenze Menge an reduzierter Ware vorhanden ist, kommt es bisweilen vor, dass Menschen sich um Fernseher oder Spielekonsolen reissen.

Lars Fischer twitterte letztens einen Link zu einem Beitrag, in dem der Autor den Black Friday mit den Hunger Games, aus den Tributen von Panem vergleicht.

Menschen mit wenig Geld streiten und prügeln sich am besagtem Freitag um etwas, das sie sich sonst nicht leisten können.

Menschen, die nicht auf die Rabatte des Black Friday angewiesen sich, um sich solche Dinge leisten zu können, schauen die Videos an und finden es scheinbar lustig. Es gibt sogar ein Ranking der “besten” Videos.

In den Büchern von Suzanne Collins gibt es jährlich die Hunger Games, bei denen sich 24 Menschen zur Belustigung einer kleinen, unglaublich reichen Minderheit gegenseitig abschlachten. Dem einzigen Überlebenden, dem Gewinner winkt – Wohlstand.

Neulich fiel mit ein Plakat in einem Discounter neben meiner Ausbildungsstätte auf.

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Dieses Plakat ließ mich an besagten Artikel aus der Washington Post denken.

Zu Weihnachten und Ostern wird in Discountern vermeintlicher Deluxe-Kram angeboten, damit Menschen sich etwas in der Art von dem kaufen, was sie sich normalerweise nicht leisten können oder wollen. Einmal im Jahr muss man sich doch sowas “Besonderes” gönnen!

Menschen, die sich diese Dinge leisten können, sind nicht darauf angewiesen, sie zur Weihnachtszeit besonders günstig in einem Discounter einzukaufen. Und wahrscheinlich wird sich bei uns auch niemand um diese Artikel reißen. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Menschen wird sogar noch Geld versprochen, das sie gegebenenfalls gewinnen können, wenn sie doch nur einen dieser vermeintlichen Deluxe-Artikel kaufen.

Ob dieses vermeintlich Besondere etwas Besonderes ist, sei dahingestellt.

Wann sind wir eigentlich dahin gekommen, dass Schein wichtiger als Sein ist? Können wir bitte Lebensmittel nicht aufgrund ihres Aussehens beurteilen? Können wir bitte wieder ehrlicher werden? Und Dinge hinterfragen? Uns häufiger in andere Menschen hineinversetzen? Ihnen helfen, statt sie zu begaffen? Auch mal innehalten?

Ich kann das übrigens nicht gut, dieses Mich-in-andere-Menschen-hineinversetzen. Aber ich versuche, es zu lernen.


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